Sonny Liston, ein Boxer
Peitschenstriemen, kupferfarben,
in die Haut tief eingewachsen
fielen bei der Leichenschau erst
auf.
Schwarzes Kind im Baumwollande,
schwere Feldarbeit statt Schule,
Essen knapp, der Vater schlug gern
drauf.
Tag, Jahr, Monat wann geboren
warn im Arbeitstrott verloren.
Selbst die Mutter wußte das nicht
mehr.
Straßenraub, Gericht, Gefängnis.
Polizist wollt nicht erzählen,
wie man zum Geständnis ihn ge-
bracht.
Polizei, Macht wie der Vater,
doch im Knast gab’s dreimal Essen,
und ein Boxer ward aus ihm ge-
macht.
Boxen sah er, konnt’ ihm geben
Einen Platz für sich im Leben.
Würd’gen Lohnes Wertes nie ge -
lernt.
Doch der Weg zum Ring gehörte
jenen Herrn in Maßanzügen,
deren Händel nicht im Licht zu
seh’n.
Macht, die Türen öffnen konnte,
Sklavendienst dafür verlangte.
Besser Sklave als allein zu
steh’n.
Kampflohn floß durch Mächt’ger Hände.
Auto blieb ihm, Dach und Wände,
dazu satt zu essen jeden
Tag.
War ein gnadenloser Priester
-Opferfest ist alles Boxen-
fiel wie Finsternis die Gegner
an.
Zeugnis gibt’s, er liebte Kinder.
Kinder suchten seine Nähe.
Sah’n sie das verletzte Kind im
Mann?
Schreiber wollten das nicht nennen.
Kinderfreund muß Trauer kennen
Tag für Tag um Scherben beßrer
Welt.
Ihn als Champion niemand wollte.
Doch es konnt’ ihn keiner schlagen.
Bestienkönig wurde er ge-
nannt.
Neuer Stern ging auf dagegen:
Reizend, jung mit Artigkeiten,
als gesellschaftsfähig war er -
kannt.
Lichtgestalt das Tier besiegte.
Welt den saubren Champion kriegte.
Vom „Phantomschlag“ sprechen Kenner
noch.
Überwachsne Peitschenstriemen
zeichnen doch fürs ganze Leben.
Höllenqual läßt Finsternis zu-
rück.
Menschen woll’n im Lichte leben,
um und vor sich Sonne sehen,
scheuen in die Finsternis den
Blick.
Läßt’s ne Welt ihm wohlergehen,
Durchschnittsmensch wird übersehen,
was an Scherben diese Welt er-
schafft.