Getrübte Sicht

Was aus dem Jetzt fällt, wird Vergangenheit.

Der Wimpernschlag von eben ist erstarrt.

Geformtem ist oft Dauer Wesenheit.

Doch nicht mehr greifbar und nicht wirksam mehr

bleibt Vieles eingehegt in seinen Zeiten.

Darüber stets sich neu formt Gegenwart.

Als neuste Stufe kommt das Jetzt daher

auf einer Treppe aus Gewesenheiten.

 

Erinnerungen sollen Lebewesen

ein Kompaß sein, im Heute zu bestehn.

Doch oft wird übermächtig, was gewesen:

Was Schreckschmerz eingebrannt, Wohlsein geschmeichelt ein,

Erstarrtes, welches Nutzen heut verspricht,

verleiten, Änderung durch Zeit zu übersehn,

Vergangnem neu im Heute geben Schein,

und trüben auf das wahre Jetzt die Sicht.

 

Stets klare Sicht ist Weisen vorbehalten.

Noch ist, daß Irrtum Menschen narrt, die Norm.

Nach Wunsch und Denken Leben zu gestalten

und Folgen, die aus trüber Sicht entspringen,

selbst tragen, rührt an Rechte Andrer nicht.

Doch jedem, der in irgendeiner Form

versucht, sein Denken Andern aufzuzwingen,

sei Klärung eignen Blickes Menschenpflicht.